Levine Andrade | Viola
Levine Andrade wurde in Bombay geboren und kam im Alter von neun Jahren nach England. Im Rahmen eines Stipendiums wurde er als eines der zwölf Gründungsmitglieder in die Yehudi Menuhin School aufgenommen. Dort studierte er Violine bei Robert Masters, Yehudi Menuhin und, im Rahmen von Meisterklassen, bei verschiedenen bedeutenden Gastprofessoren sowie Viola bei Patrick Ireland, des weiteren Komposition bei der legendären Nadia Boulanger. Dem kaum Elfjährigen widmete das BBC-Fernsehen einen abendfüllenden Dokumentarfilm innerhalb der Reihe „Leben eines Kindes“.
Im Alter von 15 Jahren wurde Levine Andrade das Vaughan-Williams-Stipendium für ein Studium an der Royal Academy of Music in London zuerkannt, wo er seine Violin- und Viola-Ausbildung bei Frederick Grinke bzw. Max Gilbert fortsetzte und in Kammermusik von Sidney Griller und Colin Hampton unterrichtet wurde. Während seiner Zeit an der Royal Academy gewann er zahlreiche Preise, gleichermaßen für Violine, Viola und Kammermusik, und wurde mit einem Stipendium für ein viertes Studienjahr geehrt, zu dessen Ende er sein Konzertexamen mit höchster Auszeichnung ablegte.
Später, immer noch an der Academy, gründete Levine Andrade gemeinsam mit drei Kommilitonen das Arditti-Quartett, das sich auf die Musik des 20. Jahrhunderts spezialisierte. Während der siebzehn Jahre seiner Mitgliedschaft erlebte das Arditti-Quartett eine beispiellose Karriere, die es unter höchstem Beifall von Publikum und Presse zu nahezu allen bedeutenden Festivals der Welt führte; mehrere hundert Streichquartette wurden ihm im Laufe seines Schaffens zugeeignet. Eine rege weltweite Zusammenarbeit verband das Quartett mit praktisch allen großen Rundfunkanstalten, dazu wurde es von verschiedenen Fernsehprogrammen portraitiert, etwa in „The South Bank Show“, wo es die Welturaufführung von Benjamin Brittens Quartettino bestritt, oder in der Sendung „Musik unserer Zeit“ des BBC-Fernsehens. Sprichwörtlich jede Aufnahme innerhalb der umfangreichen Diskographie des Arditti-Quartetts wurde mit einem Preis ausgezeichnet, darunter auch, teils mehrfach, der Deutsche Schallplatten-Preis, der Grand Prix du Disque, der Gramophone Award und der Ehrentitel „Schallplatte des Jahrzehnts“. Für seine herausragenden Verdienste um die Verbreitung der Musik unserer Zeit wurden dem Arditti-Quartett unter anderem der „Coup de Cœur“ der Académie Charles Cros verliehen sowie, für sein musikalisches Lebenswerk, der prestigeträchtige Ernst-von-Siemens-Musikpreis; einige der Einspielungen des Ensembles wurden von der BBC in ihre Zeitkapseln aufgenommen.
Im Jahr 1990 verließ Levine Andrade das Arditti-Quartett, um mehr Zeit gemeinsam mit seiner Familie verbringen zu können. Seitdem ist er freischaffend tätig als Solist und Kammermusiker, gelegentlich auch in führender Position in Orchestern wie der Academy of St. Martin in the Fields, dem English Chamber Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra, dem Residentie Orchestra Holland oder dem Royal Philharmonic Orchestra; ein regelmäßig wiederkehrendes Ereignis ist seine Teilnahme an Robert Cohens Sommerfestival in Charleston Manor.
Neben seinem ungebrochenen Engagement für die klassische und zeitgenössische Musik genießt Levine Andrade auch im kommerziellen Feld einen herausragenden Ruf. So war er im Rahmen seiner Konzert- und Aufnahmetätigkeit begehrter musikalischer Partner nicht nur von Künstlern wie Yehudi Menuhin, Luciano Pavarotti, Nigel Kennedy, José Carreras, Charles Dutoit, Kiri Te Kanawa, Placido Domingo oder Bobby McFerrin, sondern auch von Stéphane Grappelli, Frank Sinatra, Julie Andrews, Dean Martin, Shirley Bassey, Dolly Parton, Sammy Davis Jr., Goldie Hawn, Antonio Banderas, Barbra Streisand, Danny Kaye, Rowan Atkinson, Glenn Close und Cher, bis hin zu den Größen der Rock- und Popgeschichte wie Paul McCartney, Phil Collins, Elton John, Madonna, Sinead O'Connor, Duran Duran, Sting, Tina Turner, Cliff Richard, Whitney Houston, Led Zeppelin, Robbie Williams, Jennifer Lopez, Eric Clapton und vielen mehr.
In zahlreichen Aufnahmen für Film und Fernsehen hat Levine Andrade zusammengearbeitet mit Komponisten wie Andrew Lloyd-Webber, Henry Mancini, John Barry, John Williams, Michel Legrand oder Toru Takemitsu; viele der führenden Filmkomponisten der Gegenwart schrieben Solos eigens für ihn, namentlich etwa Ennio Morricone für den Film „Stadt der Freude“, Elmer Bernstein für „Harlem, N.Y.C. – Der Preis der Macht“, Rachel Portman für „Dangerous Beauty – Die Kurtisane von Venedig“, Richard Blackford für „Song for a Raggy Boy“ oder Danny Elfman für „Black Beauty“. Nach dem Verlassen des Arditti-Quartetts ist Levine Andrade auch als Dirigent hervorgetreten, wie eine Reihe preisgekrönter Aufnahmen mit seinem eigenen Orchester eindrucksvoll dokumentiert.
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